


Interview mit Lara*
Interview und Übersetzung: Charlotte Wohlgemuth*Name geändert
Wie alt bist Du
18
Wo wohnt Deine Familie?
La Maná
Wie lange lebst du schon im Projekt Chaka Wasi?
Ich wohne seit 2017 im Projekt und habe bereits im Juli 2021 die Schule abgeschlossen. Ich wohne aber immer noch im Projekt, da ich in einigen Tagen die Aufnahmeprüfung für die Universität mache, um mich fürs Medizinstudium zu bewerben. Ich werde also noch ein wenig länger im Projekt wohnen.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie waren die Schule und das Projekt lange Zeit geschlossen. Seit Oktober wohnen alle Jugendlichen wieder im Projekt und gehen normal zur Schule. Wie lange warst du insgesamt zu Hause und wie geht es dir jetzt?
Es war eine sehr schwierige Zeit für mich. Die Pandemie hat uns gelehrt, wertzuschätzen, was man im Leben hat. Ich persönlich war nicht oft zuhause, da ich da kein Internet hatte. So durfte ich zeitweise im Projekt bleiben, obwohl dies geschlossen war. Die Mitarbeiter waren ja trotzdem da und so konnte ich hier meine Schulsachen erledigen, erhielt Essen und Unterstützung und durfte das Internet und Telefon nutzen.
Gab es Zeiten, in denen du das Zentrum vermisst hast? Warum?
Ja sehr. Das Projekt ist sehr wichtig für mich. Ich lerne viele Dinge. Außerdem habe ich in der Zeit zuhause die Gemeinschaft mit den anderen und auch Rocio und Alexandra (eine Erzieherin; Anmerkung der Redaktion) vermisst.
Wie war es für dich von zu Hause aus zu lernen?
Es war sehr kompliziert, da der Unterricht ganz anders war. Außerdem hatte ich ja kein Internet. Zuhause musste ich darum meinen Cousin oder Nachbarn bitten. Aber trotz allem habe ich gekämpft und mit der Hilfe meiner Eltern und des Projekts meinen Schulabschluss gemacht.
Welche Unterstützung hast du erhalten?
Ich habe viel Unterstützung für die Schule erhalten, außerdem die Schuluniform, Versorgung und alle Utensilien. Mir wurde beim Lernen geholfen und dabei, als Persönlichkeit zu wachsen.
Was waren für dich die Vor- und Nachteile des Lernens von zu Hause aus?
Der Vorteil war, dass ich bei meiner Familie sein konnte. Nachteil war, dass ich nicht viel beim virtuellen Unterricht gelernt habe, da ich ja gar kein oder nur schlechtes Internet hatte. Außerdem haben wir die Lehrer nicht gut verstanden. Manchmal konnte ich auch nicht am Unterricht teilnehmen, da ich meinen Eltern geholfen habe.
Hast du während der Zeit zu Hause etwas für dich selbst gelernt?
Ja, viel. Wertzuschätzen, was man hat und Dinge zu tun, die man vorher noch nicht gemacht hat. Ich möchte allen danken, die dies möglich gemacht haben.


Erfahrungsbericht Volontariat
von Martin, im Projekt von Ende Oktober 2021 - Anfang Januar 2022Auf einmal steht man also da, vor einer Gruppe von Schülern. Gemeinsam sollen wir Englisch lernen. Es sind anfangs viele Verschiedenheiten und Eindrücke von Kultur und Menschen. Auch wir sind eine Gruppe die sich unterscheidet, aber ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Die Zeit hier war sicherlich geprägt von Herausforderungen.
Allem voran das Lernen einer neuen Sprache.
In meiner ersten Woche sind hier noch Ferien.
Ich habe das Privileg, diese Woche bei Rocio zu wohnen und dabei besondere Erfahrungen zu sammeln. Man wird hier selbstverständlich, herzlich, familiär aufgenommen und lernt jeden Tag dazu, aus verschiedensten Bereichen. Ich kann hier eine sehr gute Beziehung zu Rocio und deren Familie aufbauen. Gleichsam zu ihrer Schwester Alexita die sich im Projekt um die Verpflegung und die Betreuung kümmert. Zudem wird hier eine Woche in meinem Umfeld nur Spanisch gesprochen und gleichzeitig Rücksicht darauf genommen, dass ich anfangs nur sehr einfache und langsame Sätze verstehen kann. Dadurch, dass es hier letztlich keine andere Möglichkeit gibt als auf Spanisch zu kommunizieren, bekommt dieser Schritt enorme Wichtigkeit für alles weitere. Nach einigen wenigen Online-Stunden und unzähligen Vokabeln ist es mir dann nach knapp einer Woche möglich, das erste Mal eine fast vollständige, grammatikalisch sicherlich verheerende, längere Konversation zu führen. Zwei Wochen nach meiner Ankunft kann ich tatsächlich großteils an Gesprächen teilnehmen, wobei ich bis zum Ende meiner Zeit hier jeden Tag weitere wichtige Vokabeln dazulerne.
Zu Beginn der Zeit in Chaka Wasi, lernt man auf einmal viele eigene, neue Persönlichkeiten kennen. Das war für mich sicherlich nicht nur einfach, da man die eigene nur teilweise ausdrücken kann, wenn einem die passenden, gewohnten Vokabeln im richtigen Moment fehlen. Man muss sich einfinden in einer Gruppe die untereinander vertraut ist, sich schon Jahre kennt und auch ein wenig verunsichert wirkt von dem neuen Gesicht.
Nach einigen Tagen wird diese Herausforderung dann zu einer besonderen Erfahrung, wenn man sich täglich besser mit seinem neuen Umfeld versteht und man immer weiter mit großer Freude in den Alltag der Menschen hier eingegliedert wird.
Die Tage hier sind nicht wirklich geregelt, trotzdem gibt es feste Bestandteile.
Täglich gab es einen Englischunterricht von mir. "Lo esencial de inglés" heißt die Überschrift in meiner ersten Stunde. Ein Thema, dass hier für jeden einzelnen interessant ist, ganz egal in welcher Stufe, welches Alter. Durch die Auswirkungen der Pandemie und den während meiner Zeit immer noch fortlaufenden Online-Unterricht fehlt es an Grundlagen.
Ich bekomme in einem interessanten Gespräch mit, dass die staatlichen Schulen in Ecuador oft nicht ausreichend Geld bekommen und dementsprechend auch die Qualität des Unterrichts darunter leidet. Texte müssen jedes mal abgeschrieben werden bevor die Aufgabe bearbeitet wird. Außerdem gibt es zur Zeit des Online-Unterrichts ausschließlich eine Bewertung für die Darstellung. Resultat dieser ineffizienten Lernmethoden ist oft, dass die Schüler überhaupt nichts von dem eigentlich Bearbeiteten mitnehmen.
Die Schüler sind neugierig, wissbegierig, wollen ihre Träume verwirklichen und ich möchte sie über diesen Weg dabei unterstützen. In diesem Sinn trägt man Verantwortung, Basiswissen auf einer Sprache vermitteln zu können, bei der es mir selbst noch zwei Wochen zuvor an den einfachsten Grundlagen gefehlt hat.
Der Fortschritt ist nicht so schnell, wie ich es gewünscht hatte, aber entscheidend ist in diesem Sinn vor allem auch, dass der Unterricht meistens außerordentlich amüsant war. Viel wichtiger ist mir Freude, Motivation, eine gewisse Herangehensweise und die Möglichkeiten, die sich durch die Englische Sprache ergeben, zu vermitteln.
Zudem war es meine Aufgabe, einmal in der Woche drei Unterrichtstunden in Casa Quemada zu halten. Es ist eine besondere Stimmung. Die Kälte, die glücklich zufriedenen Kinder und eine außergewöhnliche Mischung zwischen großem Respekt und kindlicher Energie. Einige freuen sich auf den Unterricht, andere ihre Freunde sehen zu können. Die Schwierigkeit liegt hierbei schon in der Vorbereitung, da einige der Schüler hier schon einfachste Zusammenhänge nicht verstehen können. Man muss hier auch mit Humor nehmen, wenn einige Schüler eine gute Stunde zu spät kommen oder die erste halbe Stunde ohne Stift und Papier verbringen.
Des Weiteren darf ich Alexita bei der Zubereitung von den Mahlzeiten helfen. Außerdem wird viel repariert, gebaut, renoviert und gespielt. Bei der Versorgung der Tiere oder Arbeiten auf dem Feld helfen alle zusammen. Es ist hier eine Selbstverständlichkeit, dass jeder bestmöglich und meistens mit großer Freude unterstützt.
Man darf hier dazulernen, bekommt Einblicke in vielfältigste Bereiche. Letztendlich wurde ich selbst jeden Tag von den Menschen hier unterrichtet. Durfte von dem simplen Schälen einer Kartoffel bis zum Reiten auf einem Pferd in unterschiedlichsten Bereichen Wissen sammeln.
Aufeinmal steht man also da, vor einer Gruppe die einem wichtig geworden ist, einer Gruppe von Freunden.
Meine Zeit hier war nicht nur geprägt von Herausforderungen, sondern letztlich wurde ich auch von diesen Herausforderungen geprägt. Für alle diese Erfahrungen bin ich dankbar.


Neues Leben in Chaka Wasi
von Anke Eichhorn - Januar 2022Es wurden auch Pflanzen gesetzt in der Hoffnung, dass es nicht nur für Eigenversorgung reicht, sondern auch zum Verkauf.
Zur Zeit sind wieder ein paar Jugendliche in der Wohngruppe. Dort können sie viel besser für die Schule unterstützt werden, als dass es von zu Hause geht.
Alle hoffen, dass bald wieder normal Schulunterricht stattfinden kann – doch jetzt kommt Omikron und damit auch die Sorgen, wie es weiter geht.
Wir danken allen, die “Jardin del Eden” unterstützen, durch Beziehungspflege und durch Spenden!


Ankommen und Einleben
von Charlotte Wohlgemuth und Kevin RoscherAm 25.12. sind wir mit Rocio, Roberto und Kindern aus Panzaleo in die Berge gefahren und haben in einem sehr abseits gelegenen Dorf, aus welchem drei Jugendliche von uns kommen, Decken und Süßigkeiten verteilt. Dies war ein sehr eindrückliches Erlebnis für uns, denn wir haben zum ersten Mal gesehen, aus welchen Verhältnissen die Jugendlichen des Centros Chaka Wasi kommen.
Zum Thema Schulbildung lässt sich noch einiges sagen: auch da helfen wir mit, vor allem bei Englisch-, Mathe-, Physik- und Chemiehausaufgaben sind wir gefragt, denn da kommen die Mitarbeiter an ihre Grenzen. Aber so rosten wir selbst wenigstens nicht ein und betätigen uns, neben all der körperlichen Arbeit, auch geistig.
So vergehen die Wochen hier sehr schnell und immer, wenn die Jugendlichen sonntags ins Projekt zurückkehren, haben wir das Gefühl, eine neue Woche Klassenfahrt beginnt. Wir könnten noch viel berichten von unserem Alltag hier in Chaka Wasi, aber fürs Erste soll es das gewesen sein.
Hasta luego Kevin & Charlotte


Workshops
von Rocio Simaluisa (übersetzt von Kristin Rößler)Zum Konzept von CHAKA WASI gehört neben der schulischen
Workshop zum Umgang mit Müll: In Chaka Wasi wird Müll getrennt. Das ist an sich nichts Besonderes – für ecuadorianische Verhältnisse schon! Normalerweise wird Müll gesammelt, Biomüll eventuell noch verwertet und der Rest wird verbrannt. In Chaka Wasi wird in Schweinefutter, Biomüll und Restmüll getrennt. Der Biomüll wandert auf den Komposthaufen. Der Restmüll wird gesammelt und einmal in der Woche zu den städtischen Müllcontainern gebracht. In Pujili gibt es zirka 6 Sammelstellen für 6800 Einwohner – es ist ein Anfang. Ecuador braucht vor allem eine wirkliche Alternative, wie der Müll sinnvoll beseitigt werden kann. Laut Medienberichten ist Staatspräsident Rafael Correa interessiert an dem Modell der Berliner Abfallentsorgung.


Das Gewächshausprojekt – ein Erfahrungsbericht
von Jan AbrahamJulius und ich, Jan, sind die aktuellen Volontäre im Centro CHAKA WASI und sind bereits einige Wochen in Pujilí. Nach Abschluss unseres Studiums 'Bildung und Erziehung in der Kindheit' bzw. 'Soziale Arbeit' an der ehs-Dresden beschlossen wir Deutschland vorerst den Rücken zu kehren und uns hinaus in die weite Welt zu begeben. Insgesamt verbringen wir neun Wochen hier und werden im Anschluss bis nach Santiago de Chile reisen. Die Zeit in Pujilí möchten wir nutzen um Land und Leute kennen zu lernen, uns Grundkenntnisse in der spanischen Sprache anzueignen und nicht zuletzt die Fundación Jardín del Edén in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Über alle Ergebnisse und Ereignisse in den kommenden Wochen werden wir Euch in unserem nächsten Bericht erzählen. Bis dahin verbleiben wir mit vielen lieben Grüßen aus CHAKA WASI.
