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Nicht nur reden - Handeln!

von Roberto und Anita (übersetzt von Cathrin Schmidt und Anke Eichhorn)

wir möchten Euch über Entstehung des Kinderheimes vor 32 Jahren und allem, was dazu gehört, berichten.
1989 begannen ich (Roberto Altamirano) und Ana Lucia Constante unsere Arbeit in Panzaleo und nahmen eine Gruppe von neun Kindern auf. Diese lebten vorher zusammen mit ihren Eltern im Gefängnis in der Stadt Latacunga.
Mit 18 Jahren begann ich soziale Arbeit als Freiwilliger im Gefängnis von Quito. Ich leistete emotionale Unterstützung, improvisierte beim Haare schneiden und brachte den Gefängnisinsassen Brot und Panela (Zucker). Im gleichen Jahr ging ich in die Stadt Latacunga, um dort zu helfen. Ich wurde von einem Häftling mit der Aussage konfrontiert, dass sie nicht nur Worte hören, sondern auch Taten sehen wollen und wir etwas für die Kinder tun sollen, die mit im Gefängnis leben mussten. Diese Kinder teilten das Essen ihrer Eltern und lebten in denselben kalten Zellen. Aber vor allem waren sie allen möglichen Gefahren (physischen, psychischen und sexuellen) ausgesetzt.
Die Sozialarbeiterin des Gefängnisses traf innerhalb von drei Tagen alle notwendigen Vorkehrungen, um die Kinder aus dem Gefängnis zu holen.
Die evangelische Kirche von Stadt Ambato hatte einen kleinen Schuppen in Panzaleo, um Hühner zu züchten. In diesen drei Tagen nahmen wir die Hühner heraus und richteten einen sehr einfachen Raum ein, damit die von uns abgeholten Kinder mit uns leben konnten.
In diesen drei Tagen stellte die Kirche auch die Idee einer dauerhaften Freiwilligenarbeit vor, und Anita Constante, die damals Lebensmitteltechnik studierte, entschied sich ohne nochmal zu überlegen, für die Arbeit mit den Kindern. Ich arbeitete am Präsidentenhaus, studierte Telekommunikationstechnik und beschloss ebenfalls, alles stehen und liegen zu lassen und mit den Kindern zu arbeiten. Wir verpflichteten uns, den Kindern für einige Monate zu helfen, um sie dann in einer Pflegefamilie unterzubringen. Es sind jedoch 32 Jahre vergangen.

Die evangelische Kirche in der Stadt Ambato stellte uns damals ihr Gelände zur Verfügung, in denen wir heute tätig sind. Mit einem einzigen Gebäude, dem besagten kleinen Schuppen, der als Hühnerstall diente.
Nachdem der Raum gereinigt und desinfiziert worden war, suchten wir in der Gemeinde nach Unterstützung, um das Projekt in Angriff zu nehmen, was jedoch nicht geschah. Als die Kinder jedoch aus dem Gefängnis abgeholt worden waren, spendeten Leute aus der Kirche und meiner Familie kleine persönliche Gegenstände, z. B. Haushaltswaren. In der Zwischenzeit teilten sich die Kinder in den ersten Tagen beim Essen abwechselnd das Geschirr. Es gab nur einen kleinen Elektroherd mit zwei Flammen, der auch im folgendem ersten Jahr benutzt wurde, weil die Mittel für die Anschaffung eines richtigen Herdes fehlten. Der erste Kühlschrank kam nach 2 Jahren als Spende des Rotary Clubs. Das Trinkwasser kam einmal pro Woche für ein paar Stunden an. Während wir Geld für den Bau eines Vorratstanks sammelten, baten wir unsere Nachbarn jeden Tag um Wasser zum Trinken und für die Zubereitung von Essen. Um unsere Wäsche zu waschen, mussten wir zu einem Wasserkanal der am Straßenrand verlief, oder wir gingen einmal in der Woche zum Fluss hinunter. Wir hatten nicht die Mittel, um Personal zu bezahlen und so musste Anita schließlich als Freiwillige das Essen zubereiten, die Kleidung der Kinder waschen, Nachhilfe für die Schule geben und sich um ihre Gesundheit und andere Bedürfnisse kümmern. Ich verfügte weder über ein Telefon noch über ein Transportmittel und klopfte jeden Tag an die Türen meiner Familie und meiner Freunde, um Lebensmittel zu bekommen und die grundlegendsten Dinge zu besorgen. Außerdem hat uns Italia Altamirano, eine Sozialarbeiterin, ehrenamtlich unterstützt. Wir arbeiteten von Sonntag bis Sonntag, 365 Tage im Jahr, ohne Ferien oder Feiertage. Unter diesen Umständen waren wir in der Lage, 21 Kinder zu betreuen.
In den ersten drei Jahren verhandelten wir mit der Regierung, um den Betrieb der Einrichtung zu legalisieren, und wir begannen, für jedes Kind 50 Cent pro Tag für die Verpflegung zu erhalten. Damals kam Michael Günther, ein Freiwilliger aus Deutschland, um für einen Monat mitzuarbeiten, aber er blieb sieben Monate, weil so viel Hilfe nötig war. Wir bauten eine enge Beziehung zu unseren Freunden aus Deutschland auf.
Später gesellte sich Dieter Wolfer, ein Freund von Michael, dazu. Im Jahr 2000 ereignete sich der tragische Tod unseres Freundes Michael Günther. Sein Vater, Rainer Günther, übernahm als Vermächtnis die Verantwortung, das Spendensammeln für die Fundación Jardin del Eden in Ecuador fortzusetzen. Es wurde zu diesem Zweck in Deutschland eine Organisation (die Michael-Günther-Stiftung) gegründet.
Mit den finanziellen Mitteln, die diese Organisation dauerhaft entsendet, deckt sie einen Großteil des Bedarfs, den der Staat nicht abdeckt (Bezahlung von Personal, Bildung, Gesundheit, Instandhaltung von Fahrzeugen und Häusern, Grundversorgung und einiges mehr).
Nebenbei studierten wir "Pädagogische/r Assistent/in für Kinder und Jugendliche in Risikosituationen", später studierte Anita noch Klinische Psychologie.
Seit der Legalisierung der „Fundacion Jardin del Eden“ im Jahr 1992 gab es die Möglichkeit, Verträge mit dem Ministerium für soziale Fürsorge, INFA (Institut für Kindheit und Familie) und MIES (Ministerium für wirtschaftliche und soziale Inklusion) zu unterzeichnen und die Qualität schrittweise zu verbessern. Gegenwärtig übernimmt der Staat über das MIES die Kosten für Fachpersonal (Psychologen, Sozialarbeiter, Familienbetreuer und Tutoren), Verpflegung und einen Teil der Mobilisierung sowie die Fortbildung des gesamten Personals, um eine umfassende Betreuung der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. In den letzten 16 Jahren wurden durchschnittlich 60 schutzbedürftige Kinder und Jugendliche sowie 5 junge Menschen, die an der Universität studieren, betreut. Es ist wichtig zu erwähnen, dass wir derzeit 51 Kinder und Jugendliche betreuen, darunter 5 Kinder mit einer geistigen Behinderung, zwei davon sind 7 und 8 Jahre alt und haben die Diagnose chronisches Asthma und nachgewiesene Epilepsie, die aufgrund ihres Zustands eine sorgfältige und kostspielige medizinische Behandlung und ständige Betreuung erfordern.
Die Leistungen, die in diesem Rahmen erbracht werden, sind: ständige tägliche Betreuung, Unterkunft, Verpflegung, Gesundheit, Transport, Bildung, schulische Förderung, Kleidung, Freizeit, psychologische, rechtliche und soziale Betreuung, Wiedereingliederung in die Familie und psychologische und soziale Betreuung der Familien.
Hinzu kommen noch zwei junge Frauen, die an der Universität studieren (Krankenschwester und eine andere, die Jura studiert).

Aufgrund der extremen Armut in den entlegensten Gemeinden unserer Provinz und dem Mangel an Möglichkeiten für junge Menschen, die die Schule (7. Klasse) abschließen, wurde ein neuer Platz erschaffen, um einen Zugang zu einer guten Ausbildung und einem besseren Lebensstil zu erhalten: das CENTRO CHAKA WASI.
Das Projekt in der Stadt Pujili bietet von Montag bis Freitag 14 Jugendlichen eine Unterkunft, Verpflegung, pädagogische Unterstützung und schulische Förderung und betreut weitere 20 Jugendliche im Rahmen des hybriden Lernens. Die Mehrzahl der Jugendlichen sind indigen.
CHAKA WASI begann mit dem persönlichen Engagement und der tatkräftigen Unterstützung von Michael Eichhorn und seiner Frau Anke sowie ihren Kindern. Michael Eichhorn und seine Frau Anke, starteten das Projekt 2008 aus einer Idee heraus, zunächst ebenso ohne eigenes Gelände.
Sie arbeiteten 4 Jahre unermüdlich, kauften währenddessen ein Grundstück und errichteten eine Wohnanlage.
Chaka Wasi wird jetzt zu einem nachhaltigen ökologischen Landwirtschaftsprojekt umgebaut.

Zur Verbesserung des Projekts, wurde ein Verein in "Norddeutschland" gegründet (educatio - Jardín del Edén e.V./ Dresden; Anmerkung der Übersetzerin), um nach finanziellen Mitteln zu suchen. 90 % des Projekts werden von der Michael-Günther-Stiftung finanziell unterstützt. Wir, die Fundación Jardin del Eden in Ecuador, unsere Freunde und Volontäre suchen finanzielle Ressourcen und Freiwillige, um dieses großartige Projekt in Ecuador weiterführen zu können.

Vielen Dank für Ihre Initiative zur Unterstützung dieser Arbeit, die uns allen gehört.

Patricio Altamirano und Jacqueline Pinto

Der Bruder von Roberto, Patricio Altamirano sowie seine Frau Jacqueline Pinto arbeiten seit 1995 im Kinderheim mit. Patricios Aufgabe bestand bis zu seinem Tod darin die Kinder und Jugendlichen bei ihren Arbeitseinsätzen zu begleiten und sie einzuteilen. Er überwachte und organisierte alles am Bau. Er war hauptverantwortlich für das Wasserprojekt, mit dem die ganze Gemeinde Panzaleo einen Wasseranschluss erhielt.

Jacqueline ist verantwortlich für die hauswirtschaftliche Leitung der Wohngruppen und der Küche. Mit Pato war sie mit der Begleitung und der Erziehung der Kinder und Jugendlichen betraut. Sie hat bereits zuvor mit Patricio in Conocotto, Quito eine Wohngruppe geleitet.

Engagement Michael Günthers

Michael Güther wurde am 7. Oktober 1968 geboren wuchs in Ebingen, später Albstadt, auf, besuchte dort die Grundschule und – ein Jahr durch einen USA-Aufenthalt unterbrochen - das Gymnasium Ebingen. 1988 machte er das Abitur. Nach 20 Monaten Wehrersatzdienst begann er 1990 sein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten.
In seinen Semesterferien im Frühjahr 1992 kam er während einer Südamerika-Reise – durch Vermittlung seines Spanisch-Lehrers Diego Pezantes - zum ersten Male in das kleine Kinderheim in Panzaleo. Er war seit längerem auf der Suche in einem sozialen Projekt in Südamerika seine Hilfe anzubieten. Auf Grund seines Äußeren (langer Haarzopf, mit vielen bunten Stoffflecken geflickte Jeans usw. wurde er dort zunächst recht misstrauisch empfangen. Es wurden ihm schwere Arbeiten zugewiesen, vielleicht mit dem Hintergedanken, ihn bald wieder loszuwerden. Doch Michael machte, was man ihm auftrug. Er erwies sich schnell als ein aufrechter, fleißiger und solider Mitarbeiter und aus dem anfänglichen Misstrauen wurde eine tiefe Freundschaft zu Roberto und Anita.
Er ließ dann – sehr zum Missfallen seiner Eltern – das nächste Semester ausfallen, arbeitete 7 Monate im Kinderheim. Um Spenden für das Kinderheim zu sammeln, begann er nach seiner Rückkehr und der Wiederaufnahme seines Studiums noch im Spätherbst 1992 mit Vorträgen an Schulen, vor Jugendgruppen und Kirchengemeinden über das Kinderheim, um Spenden zu sammeln. Sein Freundeskreis unterstützte ihn dabei. Dabei war auch Dieter Wolfer, der dann selbst viele Male zur Arbeit im Kinderheim war.
Michael schloss sein Studium und das anschließende Referendariat erfolgreich ab bekam eine Stelle an der Grund- und Hauptschule Meßstetten und bald auch einen Lehrauftrag am Staatlichen Seminar Albstadt. Doch in all den Jahren war er weiterhin unermüdlich aktiv, um Spenden für das Kinderheim zu erhalten.
In den großen Ferien flog er meist nach Ecuador, um dort zu helfen und „seine Kinder“ und seine Freunde wieder zu sehen. Ohne die Hilfe aus Deutschland hätte sich der „Jardin del Eden“ niemals zu dem entwickeln können, was es heute ist.
Am 27. April 2000 starb Michael Günther in der Universitätsklinik von Montpellier an den Folgen eines Kletterunfalls.
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